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Impuls zum 27. Oktober 2024

Zum 30. Sonntag im Jahreskreis

Von Veronika Hüning (Höhbeck im Wendland), pax christi-Diözesanverband Hildesheim

Vertrauen hilft!

Lied: Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr (GL 422)

Einführende Gedanken
Dieses Lied von Huub Oosterhuis haben wir bei den Politischen Nachtgebeten von pax christi Münster regelmäßig gesungen. Es war das Lieblingslied unseres damaligen Friedensarbeiters Ernst Dertmann. Und es spiegelte unsere Fragen an Gott und die Sehnsüchte, mit denen wir unterwegs waren, individuell und gemeinschaftlich: Sehnsucht nach der verheißenen Zukunft, nach dem gelobten Land, das keine Grenzen kennt. Sehnsucht danach, in Gottes Erbarmen fest eingeschrieben zu sein, Sehnsucht nach Trost und Befreiung. Vor allem: Sehnsucht, in Gottes großen Frieden geführt zu werden. Wenn wir das Lied gesungen haben, konnten wir Huub Oosterhuis‘ Zweifeln nachspüren, aber auch seine Bitte teilen, dass Gott ihm entgegenkommen möge. Das hat unsere Hoffnungen genährt.

Jer 31, 7-9

Der Prophet hat die Sehnsucht des Volkes in Jubel verwandelt. Die Sehnsucht der Israeliten war groß, aus der Verbannung heimzukehren. Jeremia vertraut darauf, dass Gott sie aus der Fremde und der Zerstreuung führen wird, und er beschreibt das in ganz wunderbaren Bildern. Niemand wird zurückgelassen, auch die Verletzlichsten nicht; niemand wird unterwegs stürzen. Jeremia jubelt im Voraus über die Heimkehr – weil er auf Gottes Verheißung vertraut.

Lied: Mein Hirt ist Gott, der Herr (GL 421)

Mk 10, 46-52

Zu dem blinden Bettler Bartimäus hätte das Oosterhuis-Lied gut gepasst. Er hat Sehnsucht nach einem anderen Leben, von der Blindheit befreit zu sein, weg vom Straßenrand, von Armut und Ausgrenzung. „Werd ich dich noch mit neuen Augen sehen?“ Ich entdecke in der Geschichte ein doppeltes Vertrauen: Bartimäus setzt sein Vertrauen auf Jesus. Dass er Jesus als „Sohn Davids“ anruft, zeigt, dass er von ihm gehört hat. Er weiß, dass manche ihn als den Messias, den Erlöser des Volkes ansehen. Denn Anzeichen dafür wurden ja erzählt: dass Lahme gehen, Taube hören und Armen die frohe Botschaft verkündet wird. Auf die Glaubwürdigkeit dieser Erzählungen wirft er nun seine ganze Hoffnung. Ohne dieses hoffnungsvolle Vertrauen hätte Bartimäus Jesus gar nicht gerufen, geschweige denn gegen Widerstände an noch lauter geschrien und insistiert, dass Jesus sich seiner erbarmen möge. Ohne dieses hoffnungsvolle Vertrauen wäre er Jesus nicht entgegengelaufen; er hätte ihm sein Anliegen nicht anvertraut, wieder sehen zu können. Und Jesus sagt ihm: Das genügt. Du hast mir vertraut. Jetzt kannst du gehen; du wirst wieder sehen.

Mich beeindruckt nicht nur das Vertrauen des Bartimäus, sondern auch das Vertrauen Jesu. Wenn er fragt: „Was soll ich dir tun?“, dann lässt er sich ganz auf sein Gegenüber ein. Auch darauf, dass der andere sagen wird, was er wirklich braucht. Dass er aber auch nichts Unmögliches verlangen wird. Das heißt: Jesus vertraut darauf, dass er heilend wirken wird, dass er mit göttlicher Vollmacht handeln kann.

Gebet
Gütiger und treuer Gott!
Wenn unser Glaube schwankt und schwach wird, dann komm du uns entgegen.
Wenn unser Vertrauen schwindet, in unsere Mitmenschen und in dich, dann lass uns deine Nähe spüren.
Wenn unsere Hoffnung auf eine gute Zukunft für alle nicht standhält angesichts des himmelschreienden Unrechts auf der Welt und all der bedrohlichen Entwicklungen, dann richte du uns wie ein geknicktes Rohr neu auf und entfache eine neue Flamme der Zuversicht an unserem glimmenden Docht.

Wir vertrauen dir die Menschen an, die dich besonders brauchen, die Kranken, Verlassenen, unter Gewalt und Not Leidenden. Wir bitten dich für alle, die sich für eine gerechte und friedliche Welt einsetzen, damit sie nicht resignieren und aufgeben. Sei du unser Atem, wenn wir zu dir beten. Du bist das Brot, von dem wir leben. Amen.

Zum Nachdenken
Vertrauen hilft! Das war meine Überschrift. Entspricht das auch unseren Erfahrungen – in unseren persönlichen Beziehungen, in der Friedensbewegung? Vielleicht mögt ihr euch jetzt an eine solche Erfahrung erinnern oder erzählt einander davon, wenn ihr in einer Gruppe seid.
 
Ich denke an ein Konfliktgespräch. Wenn ich Vertrauen habe, dass mein Gegenüber kein Feind ist, sondern ein Mitmensch mit Bedürfnissen und Gefühlen wie ich, dann kann ich ganz anders in das Gespräch hineingehen. Wenn ich darauf vertraue, dass mein Gegenüber auch an einer Lösung interessiert ist und nicht an einer Eskalation des Streits, dann kann ich das Gespräch ganz anders führen. Vertrauen ist ein Vorschuss, der sich meistens auszahlt. In Israel und Palästina z.B. können die Combatants for Peace und die im Parents Circle engagierten Väter und Mütter bestätigen: Vertrauen hilft! Manchmal wirkt es sogar Wunder – Heilung, Versöhnung.

Wenn ich darauf vertraue, dass Jesus Christus uns erlöst hat, dann werde ich das als Befreiung erleben und aus dieser Kraft handeln können. Das heißt: am Aufbau des Reiches Gottes weiter mitbauen helfen.

Lied: Herr, unser Herr, wie bist du zugegen (GL 414, Str. 1, 3, 5)